Von links:
Hubert Kösjan, Maria Kösjan (verdeckt), Birgit Meyer-Beilage, Katharina Konen, Dagmar Konen, AUGUST KONEN, Pfarrer Aschern, Pfarrer Borth
Am 15. November 2018 ging die 123-jährige Geschichte des Büchereiwesens in Markhausen für immer zu Ende. Die Anfänge der Bücherei in Markhausen waren sehr bescheiden. Mit 57 Reichsmark für die ersten Bände und 10 Lesern startete 1895 die Büchereiarbeit. Die erste Bücherei war in einem Bücherschrank in der Wohnküche des alten Pastorats zu finden. Als die Bestände und die Ausleihzahlen wuchsen, siedelte die Bücherei in einen Nebenraum der Kirche um. Zwar war dort viel mehr Platz, aber die Feuchtigkeit setzte den Büchern arg zund Viele der damals 500 Bücher wurden durch Schimmel vernichtet. Eine Heizungsanlage und kräftige Geldspritzen aus dem mittlerweile entstandenen Büchereiverbund der Büchereien im heutigen Stadtgebiet Friesoythes ließen den Bestand 1969 wieder auf 800 Bücher anwachsen. Der Durchbruch zum großen Erfolg kam mit dem Bau der Begegnungsstätte 1983. Dort bekam die Bücherei attraktive Räumlichkeiten und konnte ihren Bestand immer mehr ausbauen nicht zuletzt durch den engagierten Einsatz der Markhäuser Pfarrer.
1977 griff August Konen im Alter von nur 20 Jahren in die Geschicke der Bücherei ein. Mit riesiger Unterstützung seiner Familie und einiger ehrenamtlichen Helfer/innen gelang es ihm die Bücherei in Markhausen zu einer damals sehr modernen und ansehnlichen Bücherei auszubauen. Er schaffte neue Medien an wie zum Beispiel Kassetten, CDs, DVDs oder auch Gesellschaftsspiele. Die legendären Buchausstellungen mit Kaffee und ausgebackenen Kuchen in der vorweihnachtlichen Zeit zogen viele Besucher an und ließen die Ausleihzahlen kontinuierlich steigen. August Konen schrieb zusammen mit seiner Familie ein spürbares Stück Erfolgsgeschichte in diesem wichtigen Teil der Pastoral einer Pfarrei. Erst in den letzten Jahren durch den Vormarsch elektronischer Medien, dem Internet, Youtube, Facebook usw. sollte sich das Leseverhalten insbesondere der jungen Leser/innen nachhaltig verändern. Die Nutzer von Büchereien wollen heute in ihrer Suche u.a. nach elektronischen Medien wie zum Beispiel dem E-Book Büchereien erleben, die mehr Aufenthaltsqualität und wesentlich längere Öffnungszeiten bieten. Das können kleinere Büchereien in der Regel nicht leisten. Der Rückgang der Ausleihzahlen ist die Folge. Damit ist aber der wichtigste Gradmesser für den Bestandschutz einer Bücherei angekratzt, denn eine Bücherei macht nur Sinn, wenn sie Angebote vorhält, die Menschen in nennenswerten Zahlen anziehen. Es macht wenig Freude, sich im Büchereiwesen zu engagieren und oftmals alleine inmitten eines ansonsten guten Angebots zu stehen. Schweren Herzens beschloss man infolge dieser Entwicklungen die Bücherei zu schließen. Die alten Bestände gehen kostenlos an den Kindergarten im Ort und an die Grundschule; Restbestände werden von den Messdienern auf dem Advents-markt angeboten. Die Versorgung der Kinder vor Ort mit neuen und modernen Medien erfolgt künftig direkt durch die Bücherei Friesoythe, die Bücherkisten zur Ausleihe in die Einrichtungen bringen wird. Die überaus engagierte Arbeit von August Konen wird so eine Fortführung finden.
Am 15.11. wurde die Bücherei Markhausen offiziell geschlossen. Am Anfang stand ein Gottesdienst. Dort würdigte Pfarrer Borth die Verdienste von August Konen mit folgenden Worten: »August Konen hat seit 1975 mit viel Herzblut und außerordentlichem Engagement die Geschicke der Bücherei in Mark-hausen vorangetrieben. In dieser Funktion hat er mit großer Unterstützung seiner Familie und durch die Hilfe weiterer ehrenamtlicher Kräfte einen wichtigen Teil der Pastoral entscheidend bereichert. Als St.-Marien-Pfarrei schulden wir ihm für diesen Dienst großen Dank und Anerkennung. Kinder, Jugendliche und junge Familien, aber auch ältere Menschen mit dem Medium Buch, guter Literatur, sinnvollen Gesellschaftsspielen und anderen Medien-trägern in Berührung zu bringen, um Horizonte zu weiten, Wissen zu vergrößern und Gemeinschaft zu fördern, ist für das Gelingen von lebendigen Gemeinden ein höchst wichtiger Beitrag. Dass August Konen sich über eine so lange Zeit ehrenamtlich dafür eingesetzt hat, ist aller Ehren wert. Die Verdienste um das gute Buch, die Lesekompetenz und die Förderung von Gemeinschaft durch die Bücherei in Markhausen werden immer mit einem Namen verbunden bleiben: August Konen.«
In einer anschließenden Zusammenkunft nahm Frau Meyer Beylage von der Bücherei St. Marien Friesoythe die offizielle Würdigung von August Konen, seiner Familie und den ehrenamtlichen Helfern/innen vor. Sie überbrachte die Grüße der Fachstelle Büchereien in Münster und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit innerhalb des Büchereisystems Friesoythe. »Ich wünsche dir, dass du dich an viele schöne Ereignisse in dieser Zeit erinnerst ohne wehmütig zu werden und dass du dir die Neugier auf das, was nun kommt, bewahrst.« Frau Meyer-Beylage lobte die Verdienste von August Konen und übergab ein Abschiedsgeschenk. Auch Pfarrer em. Günther Aschern ließ es sich nicht nehmen, ein Grußwort zu sprechen und an viele wunderbare Begegnungen mit August Konen in der Bücherei und darüber hinaus zu erinnern. Die Vorsitzende des Gemeindeausschusses Maria Schulte, die Leiterin des Kindergartens St. Johannes Frau Karin Hillen und der Leiter der Grundschule Horst Eilermann sprachen Grußworte, die voller Respekt und Anerkennung waren. Sie überbrachten Geschenke als Zeichen der Wertschätzung und des Dankes an August Konen und seine Mitstreitern für die lange und wunderbare Zeit.
Die letzten Worte gehörten August Konen selbst, der an die Geschichte und Entwicklung der Bücherei erinnerte. Man spürte ihm die Traurigkeit an, eine liebgewordene Aufgabe für seinen Ort Markhausen nun loslassen zu müssen, aber auch die Erleichterung, nun nicht mehr immer da sein zu müssen für »seine« Bücherei und mal Zeit zu haben für andere Aufgaben.
Michael Borth, Pfarrer